Prüfantrag: Förderung von Mehrsprachigkeit und interkultureller Kompetenz in der städtischen Verwaltung

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,

im Rahmen der Corona-Pandemie ist es der Stadt Augsburg sehr gut gelungen, wichtige Informationen in mehrere Sprachen zu übertragen und sie damit vielen Menschen zugänglich zu machen. Dies ist auch außerhalb von Krisenzeiten ein Mehrwert für den Hochschul- und Wirtschaftsstandort Augsburg und darüber hinaus Ausdruck einer Willkommenskultur. Mehrsprachigkeit sowie interkulturelle Kompetenz in der städtischen Verwaltung sind essentielle Komponenten einer modernen, weltoffenen Stadt.

Daher stellen die Stadtratsfraktionen von CSU und BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN folgenden Prüfantrag:

  1. Die Verwaltung wird beauftragt zu prüfen, wie Mehrsprachigkeit ein stetiger Bestandteil der Informationspolitik der Stadt Augsburg werden kann. Dabei sollen neben den gängigen, in der Schule gelehrten Sprachen wie Englisch und Französisch auch die tatsächlich in Augsburg gesprochenen Sprachen berücksichtigt werden. Es wäre in diesem Zusammenhang auch denkbar, Mehrsprachigkeit auf besonders relevante Kontexte zu beschränken und dafür grundsätzlich eine Erweiterung in leichter Sprache anzubieten.
  2. Die Stadt Augsburg soll Möglichkeiten prüfen, wie Mitarbeitende dazu motiviert werden können Grundkenntnisse in verschiedenen Sprachen zu erwerben. Auch finanzielle Anreize wie die Einführung von sogenannten Sprachlerngutscheinen sollen diesbezüglich in Betracht gezogen werden.
  3. Um auch auf bereits vorhandene Potentiale zurückgreifen zu können, sollen Sprachkenntnisse und interkulturelle Kompetenz (erworben z.B. im Rahmen von Aus- und Weiterbildung) der städtischen Mitarbeitenden intern abgefragt werden. Vorstellbar wäre hier z.B. die Einbeziehung des städtischen Intranets.
  4. Die Verwaltung soll prüfen, inwiefern Kenntnisse in verschiedenen Sprachen sowie interkulturelle Kompetenz bei Stellenbesetzungen gewürdigt werden können. Denkbar wäre etwa entsprechende Kompetenzen in den Ausschreibungstexten als „wünschenswerte Qualifikationen“ anzugeben und zu berücksichtigen. 

Hintergrund:

Fast die Hälfte der Augsburgerinnen und Augsburger hat einen Migrationshintergrund. Damit einhergehend werden hier verschiedenste Sprachen gesprochen. Die damit verbundene Vielfalt der Sprachen ist eine Bereicherung, die sich aber tatsächlich für viele Menschen oft als große und alltägliche Hürde darstellt. Sie findet bislang zu selten Niederschlag in der städtischen Informationspolitik. Informationen sollten aber – durch entsprechende Übersetzungen oder einfache Sprache – möglichst vielen Menschen zugänglich gemacht werden. Dies erleichtert denjenigen Mitbürger/innen mit Migrationshintergrund, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, den Zugang zu städtischen Angeboten und ist zugleich ein starkes Zeichen für eine offene und moderne Stadt. Auch mit Blick auf die Attraktivität als internationaler Hochschul- und Wirtschaftsstandort wird die Mehrsprachigkeit städtischer Informationspolitik zu positiven Effekten führen und kann ein Entscheidungskriterium im Hinblick auf die Standortwahl sein.

Städtisches Personal soll im Sinne eines lebenslangen Lernens dazu motiviert werden sich neue Sprachen anzueignen. Dies stellt nicht nur einen Gewinn für die einzelne Person dar, sondern in der Summe auch für die Stadt insgesamt. So könnte beispielsweise über ein Förderprogramm für städtische Angestellte nachgedacht werden, in dessen Rahmen etwa alle fünf Jahre ein „Sprachbonus“ von bis zu 50,- € denjenigen zugutekommt, die entsprechende Ausgaben für Sprachkurse oder Lernmittel nachweisen können.

Für das Zusammenleben in einer diversen Stadt wie Augsburg spielt auch die interkulturelle Kompetenz städtischer Mitarbeiter/innen eine wichtige Rolle. Damit ist die Fähigkeit gemeint, allen Menschen jenseits von stereotypen Zuschreibungen zu begegnen und trotzdem deren besondere, etwa auf religiösen Überzeugungen beruhende Bedürfnisse unvoreingenommen berücksichtigen zu können. Gute Förderangebote in diesem Bereich können einen sehr positiven Einfluss auf das respektvolle Miteinander haben. Entsprechende Kurse bietet beispielsweise das Büro für gesellschaftliche Integration der Stadt Augsburg an.

Auch über Stellenausschreibungen kann eine entsprechende Sensibilisierung gefördert werden. Weiche Kriterien wie interkulturelle Kompetenz bzw. Sensibilität oder Vielfaltskompetenz werden in den Stellenausschreibungen anderer bayerischer Städte wie München bereits berücksichtigt.

Mit freundlichen Grüßen

Uz.:

Leo Dietz
Fraktionsvorsitzender CSU

Sabine Slawik
Stadträtin CSu

Benedikt Lika
Stadtrat CSU

Andreas Jäckel, MdL
Stadtrat CSU

Vanessa von Mutius-Bartholy
Fraktionsvorsitzende BÜNDNIS`90/Die Grünen

Peter Rauscher
Fraktionsvorsitzender BÜNDNIS`90/Die Grünen

Franziska Wörz
Stv. Fraktionsvorsitzende BÜNDNIS`90/Die Grünen

Dr. Deniz Anan
Stv. Fraktionsvorsitzender BÜNDNIS`90/Die Grünen

Serdar Akin
Stadtrat BÜNDNIS`90/Die Grünen

Dr. Stefan Wagner
Stadtrat BÜNDNIS`90/Die Grünen

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