Einrichtung einer Anlauf- und Beratungsstelle für queere Menschen

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, 

seit 2017 dürfen Lesben und Schwule heiraten, ein Antidiskriminierungsgesetz soll seit 2006 vor Benachteiligung schützen. Unbestreitbar sind in den letzten etwa 20 Jahren erhebliche Fortschritte in der (rechtlichen) Gleichstellung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*- und Inter*-Personen gelungen. Dennoch sind Menschen, die sich als queer identifizieren, in unserer Gesellschaft häufig Diskriminierung und auch Gewalt ausgesetzt, wie man zuletzt bei Übergriffen am Augsburger CSD oder auch bei der Gewalttat in Oslo sehen musste. Besonders für junge queere Menschen ist dies sehr belastend und kann weitreichende traumatische Folgen haben. Viele Menschen der LGBTIQ*-Community fühlen sich ausgegrenzt, überfordert oder versuchen sich im schlimmsten Fall sogar das Leben zu nehmen. Gründe sind gesellschaftliche und familiäre Ablehnung, Ausgrenzung, fehlende Akzeptanz sowie Hasskriminalität. Lesbische und schwule Jugendliche haben eine viermal höhere Suizidrate, die Suizidrate von trans*-Jugendlichen ist im Vergleich zu nicht-queeren Jugendlichen sogar sechsmal so hoch. So zeigen Studien, dass jeder zweite junge Transmann einen Suizidversuch hinter sich hat. Diese Zahlen sind schockierend und ein klarer Auftrag, hier als Stadt tätig zu werden.

Wir sehen es als Aufgabe unserer Stadtgesellschaft an, alles zu tun, dass queere Jugendliche selbstbestimmt, diskriminierungsfrei und glücklich leben können. Es ist unerlässlich, professionelle Strukturen und eine Anlaufstelle für queere Menschen zu schaffen.

Daher stellen die Fraktionen von CSU und Bündnis90/Die Grünen folgenden Antrag: 

  • Die Stadtverwaltung bereitet die Einrichtung einer Anlaufstelle- und Beratungsstelle für queere Menschen in Augsburg vor und erstellt ein entsprechendes Konzept. 
  • Die Anlauf- und Beratungsstelle soll in bestehenden Einrichtungen der Stadt, Gleichstellungs- und Antidiskriminierungsstelle, verortet und aufgebaut werden.
  • Nötige Schulungen für städtisches Personal sollen angeboten und von der Stadt finanziert werden.
    • Das Beratungsangebot soll sich unter anderem, aber nicht ausschließlich, an Jugendliche und junge Erwachsene richten und eng mit den Jugendhilfeträgern und dem Amt für Kinder, Jugend und Familie abgestimmt werden.
    • Die bereits laufende ehrenamtliche Arbeit in der Stadt, bspw. Queerbeet, soll dabei unterstützt und integriert werden, um Synergieeffekte zu nutzen.

Begründung:

Menschen der LGBTIQ*-Community erfahren noch immer Diskriminierung im Privaten wie auch im Berufsleben. Sie sind Opfer von Gewalt und haben, gerade im Jugendalter, Probleme bei der Herausbildung der eigenen Identität. Aber auch im Erwachsenenleben sind queere Menschen mit spezifischen Herausforderungen konfrontiert, die ein vielfältiges Beratungsangebot erfordern und notwendig machen. Um ein entsprechendes Beratungsangebot wahrnehmen zu können, müssen betroffene Augsburgerinnen und Augsburger aktuell in andere Städte, wie z.B. München fahren. Dort, wie auch schon in anderen Städten, gibt es schon seit Jahren entsprechende Angebote. Augsburg ist eine Stadt der Vielfalt! Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*- und Inter*-Personen sind ebenso selbstverständlich Bürgerinnen und Bürger unseres Gemeinwesens wie Menschen verschiedener Herkunft, Hautfarbe, Kultur, wie Menschen mit und ohne Behinderung, wie Frauen und Männer. Um dies zu erhalten, brauchen wir eine solidarische Stadtgesellschaft, in der Wertschätzung und Akzeptanz der vielen unterschiedlichen Gruppen in der Bevölkerung selbstverständlich sind und eine Anlaufstelle für Betroffene. 

Mit freundlichen Grüßen
gez.
Leo Dietz
Fraktionsvorsitzender

Matthias Fink
Stadtrat

PeterRauscher
Fraktionsvorsitzender

Fransika Wörz
Stadträtin

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