Antrag: Unterstützung von Zeitzeugenprojekten des Nationalsozialismus in Augsburg und Umsetzung einer Interimsnutzung der Halle 116

Die CSU-Stadtratsfraktion stellt folgenden Antrag:

1. Die Verwaltung wird beauftragt, die haushalterischen Voraussetzungen für eine finanzielle Förderung des Filmemachers Josef Pröll zur Weiterverbreitung seines Werkes „Die Stille schreit“ und die Umsetzung in eine internationale, englischsprachige Version in Höhe von 30.000 Euro zu schaffen.

2. a) Die Verwaltung wird beauftragt, eine Arbeitsgruppe einzurichten – unter breiter bürgerschaftlicher Beteiligung der Initiativen, die schon bislang sich für den Erhalt und die Erforschung der Halle 116 eingesetzt haben. Die Verwaltung soll einen Vorschlag für die Besetzung des Gremiums erarbeiten und den städtischen Gremien zur Beschlussfassung vorlegen.

2. b) Ziel der Arbeitsgruppe soll die Erarbeitung einer ersten Interimsausstellung sein, die unter Berücksichtigung des Arbeitsmaterials der verschiedenen Initiativen neu konzipiert wird mit dem Ziel, diese 2020 umzusetzen. Die Verwaltung wird beauftragt, hierfür die haushalterischen Voraussetzungen zu schaffen.

3. a) Die Verwaltung wird beauftragt, zeitnah einen Vorschlag zu unterbreiten, wie die ca. 2.000 Opferbiographien und Zeitzeugenberichte wissenschaftlich recherchiert und dokumentiert werden können, um künftig ein personengebundenes Opfer- und Zeitzeugengedenken in der Halle 116 ermöglichen zu können, ggf. auch unter Berücksichtigung von Zeitzeugeninterviews der zweiten Generation.

3. b) Mit Rücksicht auf die noch lebenden Zeitzeugen ist die Vergabe eines Werkvertrages zu prüfen, um dieses Teilprojekt mit der gebotenen Eile abzuschließen Die Verwaltung hat einen Gremienbeschluss herbeizuführen und die haushalterischen Voraussetzungen zu schaffen.

Begründung

Die Vergegenwärtigung der Gräueltaten des Nationalsozialismus ist auch gut 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges integraler Bestandteil der fortdauernden, lernenden Bewältigung eines dunklen Kapitels der deutschen Geschichte, und damit auch der Geschichte Augsburgs. 
 
Erst jüngst hat der Augsburger Filmemacher Josef Pröll unter dem Titel „Die Stille schreit“ eine authentische und wertvolle Zeitgeschichtsdokumentation rund um die Augsburger Familien Oberdorfer, Friedmann und Schnell in die Kinos und die regionale Bildungslandschaft gebracht. Das privat finanzierte Projekt hat keinerlei monetäre Unterstützung der Stadt erhalten und wurde maßgeblich aus privaten Spendenmitteln gefördert. Für eine gebotene Umsetzung ins Englische und damit internationale Verbreitung der vorbildlichen filmischen Augsburger Aufarbeitung gibt es zwar Anfragen und Bedarfe, es fehlt derzeit aber das Geld zur Umsetzung. 
 
Das Projekt hat, neben seiner Kernwirkung im Bildungs- und Kulturbereich, aber auch das starke Interesse der Stadtgesellschaft an anderweitigen Aufarbeitungsformen dieses Kapitels der Geschichte Augsburgs bestätigt. Die Augsburgerinnen und Augsburger wollen die Historie ihrer Stadt nicht nur von der hellen, sondern auch der dunklen Seite beleuchtet wissen, um sich für eine Gegenwart und Zukunft ihrer Stadt einzusetzen, die solche Vorkommnisse gegen die Menschenrechte und -würde nicht mehr zulassen. 
 
Gleichzeitig findet in Augsburg eine stetige Auseinandersetzung mit dem Außenlager des Konzentrationslagers Dachau, der Halle 116 statt, die demnächst in städtisches Eigentum übergeht. Hier soll eine Nutzung als „Erinnerungs- und Lernort“ geplant werden. Ein endgültiges Konzept steht noch aus.

Unterzeichner:

StR Bernd Kränzle, Fraktionsvorsitzender
StR Andreas Jäckel, MdL
StR Benedikt Lika
StR Dr. Dimitrios Tsantilas
StRin Claudia Haselmeier, stv. Fraktionsvorsitzende
StR Rolf von Hohenhau

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