Antrag: Umbenennung der Werner-Egk-Grundschule
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,
bereits 2019 hat sich der Stadtrat intensiv mit der Benennung der Werner-Egk-Grundschule auseinandergesetzt. Grundlage für die Befassung des Stadtrates war zum einen eine ausführliche Empfehlung der Kommission für Erinnerungskultur vom 18.04.2018, die sich zur Änderung des Schulnamens ausgesprochen hatte und zum anderen der Antrag der Schulfamilie vom 12.02.2019 auf Umbenennung der Grundschule.
Im Rahmen einer Beitragsreihe zur historisch-politischen Bildung, organisiert von der Fachstelle Erinnerungskultur des Direktoriums 3, fand im Sommer 2023 ein Vortrag des Musikwissenschaftlers Michael Custodis zum Thema Werner Egk statt. Custodis erforschte die Lebensgeschichte von Werner Egk und damit auch u.a. seinen Aufstieg im deutschen Nationalsozialismus, seinen offiziellen Entnazifizierungsprozess nach dem Zweiten Weltkrieg und seiner Wiedereingliederung in teils sehr hohe Amtspositionen.
Als Ergebnis der Studie wird ganz klar die Vorbildfunktion Egks als Schulnamensgeber in Frage gestellt und kommt zu folgenden Ergebnissen:
Egk erscheint als taktierender Opportunist und Karrierist, der sich aktiv den Nationalsozialistischen Machthabern andiente und sein Talent in den Dienst der NS-Ideologie stellte, um beruflich voranzukommen. Mit dem Wohlwollen führender Nationalsozialisten (u.a. Hitlers und Görings) stieg er zum erfolgreichen Künstler und zu einer führenden Persönlichkeit im Kulturapparat des „Dritten Reichs“ auf (1941-1945: Leiter der Fachschaft Komponisten in der dem Reichspropagandaministerium unterstellten Reichsmusikkammer). Nach dem Ende der NS-Herrschaft ließ Egk nicht nur jede kritische Selbstreflexion über seine Rolle in der NS-Zeit vermissen, sondern inszenierte sich als naives Opfer, ja sogar als Antifaschist und Regimegegner. Dabei verdrehte und leugnete er Tatsachen und schreckte nicht vor Denunziation zurück, um selbst in einem positiveren Licht zu erscheinen.“
Die Stadtratsfraktionen von CSU, Bündnis 90/Die Grünen, SPD und Bürgerliche Mitte stellen daher folgenden Antrag:
- Die Werner-Egk-Grundschule soll umbenannt werden.
- Die Stadtverwaltung wird beauftragt mit der Schulleitung und dem staatlichen Schulamt in Kontakt zu treten und die notwendigen Schritte zur Umbenennung der Schule herbeizuführen.
Begründung:
Die Namensgeberin oder der Namensgeber einer Schule muss für die Schulgemeinschaft, insbesondere aber für die Schülerinnen und Schüler, eine unzweifelhafte Vorbildfunktion besitzen. Sie hat sich dabei maßgeblich an einem Bericht des Bayerischen Kultusministeriums zur Namensgebung bei Schulen zu orientieren, in dem es explizit heißt, dass „insbesondere für Bildungseinrichtungen bei allen Namensbezeichnungen ein besonderes Maß an pädagogischem Vorbildcharakter als wesentlich angesehen werden muss.“ Als Opportunist und Nutznießer der nationalsozialistischen Herrschaft, der nach 1945 nach dem jetzt vorliegenden Wissensstand nicht zur kritischen Selbstreflexion bereit war, ist Werner Egk in den Augen der Fraktionen menschlich kein Vorbild und ergo kein geeigneter Namenspatron. Dies trifft besonders auf eine Grundschule zu, in der eine differenzierte Auseinandersetzung mit einer ambivalenten Biographie eines Namensgebers kaum möglich erscheint.
Mit freundlichen Grüßen
Uz.:
Leo Dietz
Fraktionsvorsitzender CSU
Verena von Mutius-Bartholy
Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen
Peter Rauscher
Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen
Dr. Florian Freund
Fraktionsvorsitzender SPD
Lars Vollmer
Fraktionsvorsitzender Bürgerliche Mitte
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