Antrag: Modellprojekt zur Initiierung von Stadtteil-Nurses

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,

der Sozialreferent hat mit der Entwicklung des Pflegebedarfsplans einen wichtigen und ganz grundlegenden Auftakt für eine nachhaltige und ganzheitliche Entwicklung der Pflege in der Stadt Augsburg gelegt. Hierbei ist festzustellen, dass innovative und vor allem vernetzte Projekte zur Stärkung der Rahmenbedingungen immer notwendiger werden. Vorhandene Strukturen reichen nicht mehr aus, um pflegebedürftige Augsburger Bürgerinnen und Bürger zu versorgen. Bereits heute haben wir 45 Pflegebedürftige auf 1.000 Einwohner, Tendenz steigend.

Ein wichtiger Baustein, um diese Versorgungslücke bestmöglich und im Sinne des Pflegebedürftigen und seinen Angehörigen zu schließen, kann hier die sektorenübergreifende Patientenversorgung im Stadtteil sein, die entsprechend als ein Lösungsansatz konzipiert werden könnte. Für eine effektive Versorgung nach dem Klinikaufenthalt braucht es adäquate Kooperationspartner, die von Beginn an in eine Konzeptentwicklung eingebunden sind. 

Antrag

Die Fraktionen CSU und BÜNDNIS 90/Die Grünen beantragen die Beauftragung des Sozial- Pflege und Seniorenreferenten, gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Augsburg und den betroffenen Pflege- und Gesundheitseinrichtungen vor Ort ein (förderfähiges) Modellprojekt zu initiieren, die die klinische und außerklinische Pflege in all ihren guten vorhandenen Facetten vor Ort aufgreift, entwickelt und über ein „Stadtteil-Nurse“ (CHN) Konzept in der Praxis erprobt.  

Begründung

Die aktuelle Praxis konzentriert sich auf Patientengruppen, die anhand spezifischer Krankheitsbilder aus der Klinik heraus identifiziert und im Anschluss weiterhin durch eine an der Klinik angebundene CHN betreut werden. Allerdings zeigt die Analyse auf Quartiers- beziehungsweise Stadtteilebene, dass eine alleinige Steuerung aus dem stationären Sektor nicht ausreichend ist.

Erste wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass es notwendig wäre, im Stadtgebiet Augsburg dezentralisierte „Stadtteil-Nurses“ bzw. CHN (Community Health Nurses) einzusetzen. Diese übernehmen die koordinierende Funktion aller am Versorgungsprozess beteiligten Akteure – einschließlich hausärztlicher Praxen, etablierter Versorgungseinrichtungen und ambulanter Pflegedienste, ganz konkret unsere gut funktionierenden Sozialstationen und unsere städtische Altenhilfe.

Durch diese sektorenübergreifende Zusammenarbeit könnte die Stadt Augsburg ihr Versorgungssystem im häuslichen Umfeld in Kooperation mit den Angehörigen nicht nur ressourcenschonend und effizient gestalten, sondern gleichzeitig einen resilienten und innovativen Beitrag zur künftigen Lösungsfindung im Hinblick auf den prognostizierten Anstieg des Pflegebedarfs leisten. Beispiele aus skandinavischen Ländern belegen, dass ein solcher Ansatz geeignet ist, die Versorgungskosten langfristig zu senken und Versorgungsstrukturen nachhaltig zu stärken.

Ein wesentlicher Hemmschuh besteht bislang darin, dass Pflegefachkräfte – auch mit akademischem Abschluss (Master) – in Deutschland keine eigenständige Verordnungskompetenz besitzen und nicht autonom abrechnen können. Daraus resultiert die Notwendigkeit, enge Kooperationen mit den hausärztlichen Praxen zu etablieren.

Vor diesen Hintergründen wird die Initiierung eines wissenschaftlich begleiteten Modellvorhabens zur Implementierung und Evaluation der sektorenübergreifenden, gemeindenahen Patientenversorgung unter Einbindung von Community Health Nurses empfohlen. Im Gesundheitsforum (organisiert von der Gesundheitsregion plus der Stadt Augsburg) wurde berichtet, dass am UKA eine Stelle für CHN eingerichtet ist, um das Thema voranzubringen.

Die Stadt Augsburg verfügt mit den bestehenden Strukturen – inklusive Lehrstühlen für hausärztliche Versorgung und Versorgungsforschung am Universitätsklinikum Augsburg sowie Kooperationspartnern wie den niedergelassenen Ärzten und Einrichtungen (z.B. Pflegestützpunkt Stabstelle DuP) – über beste Voraussetzungen für die erfolgreiche Umsetzung.

Das Modellvorhaben soll unter Berücksichtigung internationaler Best Practice-Beispiele umgesetzt werden, wobei die Übertragbarkeit auf das deutsche Gesundheitssystem und die lokalen Bedingungen zu evaluieren ist.

Für die Finanzierung des Projekts wird angestrebt, Fördermittel beim Freistaat Bayern zu beantragen (z.B. über GutePflegeFöR‘). Darüber hinaus soll eine enge Abstimmung mit den Kostenträgern, insbesondere den gesetzlichen Krankenkassen, erfolgen, um auch eine modellhafte Kostenbeteiligung sowie eine wissenschaftliche Begleitung und Evaluation der Auswirkungen auf Versorgungseffizienz und Kosteneffektivität sicherzustellen.

Mit freundlichen Grüßen

Uz.:

Leo Dietz
Fraktionsvorsitzender CSU

Ruth Hintersberger
Stv. Fraktionsvorsitzende CSU

Benedikt Lika
Stadtrat CSU

Dr. Hella Gerber
Stadträtin CSU

Sabine Slawik
Stadträtin CSU

Peter Rauscher
Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen

Dr. Pia Haertinger
Stadträtin Bündnis 90/Die Grünen

Malanie Hippke
Stadträtin Bündnis 90/Die Grünen

Dr. Stefan Wagner
Stv. Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen

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